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Nach der Verhaftung des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic wächst der Druck auf Belgrad, den 59-Jährigen an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auszuliefern. Dort ist Milosevic seit dem 24. Mai 1999 wegen Verbechen gegen die Menschlichkeit und Verstößen gegen das Kriegsvölkerrecht im Kosovokonflikt angeklagt.

Chefanklägerin Carla del Ponte wertete die Festnahme als "positives Zeichen", forderte Jugoslawien aber zugleich dazu auf, die rechtlichen Voraussetzungen für eine Auslieferung zu schaffen. Die serbische Verfassung verbietet die Auslieferung serbischer Staatsbürger. Auch die Nato und Bundesaußenminister Joschka Fischer äußerten sich im Sinne der UN-Chefanklägerin.

Die Belgrader Regierung will Milosevic lediglich wegen Amtsmissbrauch und Korruption in Jugoslawien vor Gericht stellen. Eine Überstellung an Den Haag sei nicht geplant, sagte Serbiens Innenminster Dusan Mihajlovic. Er sicherte dem Ex-Präsidenten ein demokratisches Verfahren zu.

Milosevic war am Morgen um kurz vor fünf Uhr aus seiner Villa in Belgrad in das Zentralgefängnis gebracht worden. Der Verhaftung waren stundenlange erfolglose Verhandlungen mit der Polizei vorausgegangen. Der einstige Machthaber hatte erklärt, er werde sich trotz Haftbefehl nicht den Justizbehörden stellen.

Kurz vor der Verhaftung kam es zu einem Schusswechsel, bei dem zwei Polizeibeamte verletzt wurden.

Milosevic ist unterdessen von einem Untersuchungsrichter vernommen worden. Der Richter werde entscheiden, ob er die Strafanzeige annehmen und Untersuchungshaft für den Ex-Diktator anordnen werde, teilte der serbische Justizminister Vladan Batic mit. Die Untersuchungshaft beträgt einen Monat.

Am Freitag war eine gewaltsame Festnahme des Ex-Diktators zunächst gescheitert. Sowohl die jugoslawische als auch die serbische Führung hatten auf eine Festnahme des Ex-Diktators bestanden. Um Mitternacht lief ein US-Ultimatum ab, welches die Zahlung von Wirtschaftshilfen von der Festnahme abhängig machte.